Vor 270 Jahren im Raum Uetze

Das Klima unserer Tage ist dramatisch im Wandel, keine Frage. Aber sogenannte Ausrutscher gab es auch in früheren Zeiten. Im Jahr 1739 war das Frühjahr nach einem langen Winter ungewöhnlich feucht.

Die anhaltenden Regengüsse im März und April schwemmten die aufkeimende Saat samt Erdreich davon. Eine zweite Einsaat, soweit noch Saatgut vorhanden war, fiel der darauffolgenden extremen Hitze in den Monaten Mai und Juni zum Opfer. Nicht einmal das Gras auf den Wiesen wollte richtig wachsen und es gab kaum Heu zu ernten. Kein Regen im Juli, Gluthitze im August, alles verbrannte unter der Sonne. Hungernde Weidetiere hatten die Grasnarbe samt Wurzeln entfernt. Die Ernte jenes Jahres war nicht der Rede wert. Die Fluss-Müller hatte selten etwas zu mahlen, so denn der Wasserstand dafür ausgereicht hätte.

Damit nicht genug, musste das abgemagerte Vieh bereits im Oktober zurück in den Stall, da der erste Schnee gefallen war – und liegen blieb. Der Winter dauerte bis in den April des nächsten Jahres, Nachtfröste noch im Mai und es gab kaum Vorräte. Die Februarkälte hatte die Flüsse bis auf den Grund gefrieren lassen, damit fiel auch Fisch von der Speisekarte. Das Vieh musste geschlachtet werden, kurze Erleichterung im Überlebenskampf der Menschen, die restlichen Tiere wurden teils mit dem Stroh aus den Bettsäcken oder aus dem Stroh der Dachdeckung am Leben gehalten.

Im Jahr 1740 war noch die Zehnt-Zahlung üblich. Und obwohl die Zehntherren wohl um die Not der Bevölkerung wusste, wurde den Bauern doch der Zehnte abverlangt und Dienste eingefordert. Hungernd und mit knurrendem Magen kamen die Bauern der Aufforderung nach – wenn sie und ihre abgemagerten Pferde noch konnten. Ansonsten wurde bei ihnen gepfändet. Im Nachbarort Eltze gab es anscheinend keine Wertgegenstände mehr zu holen und so versuchten die Büttel den Kupferkessel samt Mittag vom Feuer zu nehmen, was die Bewohner aber verhinderten. Erst der Herzog von Celle, den die Eltzer um Gnade und Gerechtigkeit anflehten, wies den Gutsherrn in die Schranken.

In der heutigen Zeit gibt es ähnliche Probleme, wenngleich nicht so schwerwiegende. Hier wird in trockenen Monaten großflächig bewässert oder es kann aus dem Welthandel dazu gekauft werden. Das kostet zwar extra, aber niemand muss deshalb vor Hunger und Elend sterben.
Quellen: D. Wittenberg in Unser Kreis, Nr. 8 1984

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