Besuch bei der Avista in Dollbergen. Die Mineralölraffinerie Dollbergen ist eine der modernsten Anlagen dieser Art in ganz Europa. Grund genug für den Abgeordneten im Europäischen Parlament, Burkhard Balz sich die Industrieanlage genauer erklären zu lassen. Dr. Detlev Bruhnke, Geschäftsführer der Raffinerie moderierte und gab einen detaillierten Überblick über die Konzernstrukturen der Avista. Der Betrieb mit seinen angeschlossenen Tochter- und Partnerunternehmen sammelt Gebrauchtöle, reinigt sie und bringt sie in besserer Qualität (Stichwort: upcycling) als hochwertigere Basisöle, Schmierstoffe und Motoröle wieder in den Markt ein. Der gesamte Kreislauf des Öls ist somit durch einen Betrieb abgedeckt.
Die im Werk selbst entwickelten Patente, die laut Dr. Bruhnke einen Evolutionssprung der Recyclingtechnologie darstellen, sichern einen abfallfreien, nachhaltigen und Umwelt schonenden Kreislauf der kostbaren Ressource Mineralöl. Dabei wird ständig investiert, am Standort Dollbergen beispielsweise, der rund 400 Mitarbeiter auf der Gehaltsliste führt, rund 6 Millionen Euro in die Schmierstoffherstellung. Die Sammelunternehmen agieren in ganz Europa und darüber hinaus, wie beispielsweise Polen, den Beneluxstaaten oder gar Algerien in Afrika. Seit letztem Jahr wird in Georgia, USA, eine Raffinerie gebaut, die 2013 fertig werden soll. Die Beschaffung des gebrauchten Öls sei ein kritischer Punkt, da der Markt eigentlich rein rechnerisch eine Auslastung der Raffinerien hergibt, in der Wirklichkeit müssten jedoch rund 50 Prozent zugekauft werden. Etliche Liter des recyclingfähigen Öls verschwinden bei der Verbrennung in Zementfabriken und Stahlwerken. Dabei würde die Vernichtung noch durch Steuerbefreiung subventioniert, während Sammelbetriebe für Gebrauchtöle kräftig zuzahlen müssten, zumal der offene Markt sich am Rohölpreis orientiere, meinte Detlev Bruhnke. Hier fordert die Recyclingindustrie die Gleichbehandlung, die in der Abfallrahmenrichtlinie eigentlich geregelt sein sollte, in der Praxis jedoch nicht umgesetzt wird. Burkhard Balz – wie viele politische Besucher des Werkes vor ihm – zeigte sich tief betroffen von Detlev Bruhnkes Erklärungen. „Eine eindeutigere Regelung tut Not.“
Delegationsmitglied Elfriede Möhle hatte noch eine Frage an die Werksvertretung, ob man bei der MRD darüber nachdächte, Haushalte im Dorf mittels Wärmeleitungen zu versorgen, wie es bereits einmal in den 1980zigern im Gespräch war. Dazu sagte Detlev Bruhnke sinngemäß: „Darüber nachgedacht haben wir, aber es rechnet sich wirtschaftlich nicht. Die Gegebenheiten haben sich außerdem in den letzten 30 Jahren geändert. Die im Werk produzierte Wärme wird hier nun zu 100 Prozent selbst genutzt.“
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