Naturschutz und Heimatpflege

Heimatvereins-Logo Weiden wurden geköpft – und somit vor der Zerstörung gerettet.

Kopfweiden sind sehr vitale Gewächse. Sie treiben immer wieder aus und wuchern. In früheren Zeiten hat der Mensch diese Bäume gezielt ab einer bestimmten Höhe seiner Äste beraubt und aus dem Holz allerlei Nützliches hergestellt. Aus den Schnittstellen entwickelte sich im Laufe der Zeit ein dickes Ding, der Kopf der Weide, aus dem wieder neue Triebe nachwachsen und „Erlkönigfrisuren“ erzeugen. Ganze Reihen von Kopfweiden standen damals an den Ufern von Gewässern. Heutzutage ist die wirtschaftliche Nutzung des Schnitts nicht mehr aktuell, aber es gibt vereinzelt die Bäume noch. Und die wachsen in den Himmel und brechen irgendwann unter ihrer eigenen Kopflastigkeit auseinander. Wenn nicht der Mensch vorher pflegend eingreift.

Und so bat Henning Rase, der Vorsitzende des Heimatvereins – seines Zeichens Forstbeamter – Mitstreiter zu einem Arbeitstermin an den Moorweg, Ecke Kirchweg, an dem noch einige alte Kopfweiden stehen. Die alten Bäume hatten inzwischen mächtige Äste gebildet, die nun mit der Kettensäge vom Haupt der Weiden abgetrennt wurden. Aus den stattlichen Stämmen ließen sich Holzschuhe herstellen, „Hölzschen“, wie diese Naturpantinen hier im Dorf auf Plattdeutsch hießen. Aber vermutlich werden sie in irgendeinem Kaminofen enden und so doch noch einen praktischen Zweck erfüllen. Die langen dünnen Zweige wurden von den Helfern auf einen Hänger geladen und sollen wohl geschreddert und kompostiert werden. Steckt man ein Weidenstück in den Boden, so treibt es im Frühjahr aus. Ein Grundstock für neue Reihen von Kopfweiden? Oder möglicherweise Butzen für Schulhöfe und Kindergärten aus Naturmaterial.

Und die Weidenbäume am Moorweg? Die sehen für den unbedarften Betrachter nach dem Schneiteln bizarr bis schlimm aus. Jeder andere Baum wäre nun ziemlich hinüber. Aber diese brachiale Aktion hat die „Erlkönige“ in Wirklichkeit gerettet. Sie und die vielen Lebewesen, die auf die Kopfweide als Lebensraum angewiesen sind. Zahlreiche Käfer- und Insektenarten besiedeln Weiden, in den Aushöhlungen der kernlosen Bäume nisten Vögel oder kleine pelzige Wesen, die ansonsten in unserer totholzarmen Gegend keine andere Heimstatt fänden.

Und, wer weiß, vielleicht findet sich später gar jemand, der aus den neuen Trieben Weidenkörbe zu flechten in der Lage ist.

Fotos vom Schneiteln am Samstag:

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