Am Nachmittag des Erntedanksonntags spielte Ann-Helena Schlüter erneut in Dollbergen am E-Piano. Aber nun stand das Instrument in der Kirche. Werke von Chopin, Balladen in F-Dur und G-Moll, eine Sonate von Beethoven, oder von Bach, ihrem Lieblingskomponisten spielte die Künstlerin neben eigenen Werken, die sie gesanglich begleitete.
Die Finger immer im Kontakt mit den Tasten, den Kopf voller Musik, versank die Pianistin bei den ersten Anschlägen zu den einzelnen Stücken in sich selbst und brachte das einfache elektrische Klavier dazu, so zu klingen wie ein teurer Konzertflügel. Wer im Publikum mit ihr die Augen schloss, wähnte sich plötzlich in einem der großen Opernhäuser dieser Welt, London, Moskau oder Salzburg. Für Ann-Helena Schlüter macht es anscheinend keinen Unterschied, ob sie dort in den Metropolen vor Tausenden ein Konzert gibt oder in der niedersächsischen Provinz, Hannover und Sievershausen, wo sie am Freitag und Samstag konzertierte, und in der Dorfkirche von Dollbergen.
Wer sie je gehört hat – hören durfte, der weiß, dass hier mit Liebe gespielt wird. Schon als kleines Kind hätte sie Klänge und Töne gemocht, sagte sie während des Konzerts und bewies mit einer gerade erst vor zwei Wochen in Schweden komponierten Impression, was sie darunter versteht.
Sie spielt sie nicht nur, sie fühlt die Musik und erzeugt bei den Zuhörern Gänsehaut. Man könnte meinen, Frédéric Chopin hätte seine Stücke nur für sie geschrieben. Wer das verpasst hat, wird sich vermutlich bitterlich ärgern.
Aber es gibt Hoffnung: Der Initiator der kleinen Kultur- und Konzertreihe, Michael Schenk hat versprochen, Ann-Helena Schlüter auch im nächsten Jahr nach Dollbergen zu holen.
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